das war unser Besuch in Amsterdam anlässlich der Abschlussfahrt unserer 10b, 10c und 10d im Oktober 2017. Besonders eindrücklich war diesbezüglich unsere kurzweilige Stadtführung am ersten vollen Tag in der schönen Grachtenstadt, die wir gut gestärkt durch ein Burger-Essen am Vorabend an der Arena antraten. Unsere Reiseleiterin Helen lotste uns gut gelaunt durch Innenstadt und Rotlichtviertel und plauderte dabei aus dem Nähkästchen. Hier bestaunten wir die Nonchalance, mit der Kirchen, die berühmten Schaufenster, Grundschulen und Coffee Shops in unmittelbarer Nachbarschaft nebeneinander existieren. Als Franken, die sich doch ebenso dem bayerischen Lebensmotto „Leben und leben lassen“ verpflichtet fühlen, stellten wir also durchaus Gemeinsamkeiten mit den Niederländern fest. Wir bestaunten aber auch die gut erhaltenen alten Gebäude wie den puppigen mittelalterlichen Beijnhof eines katholischen Ordens – eine Seltenheit im protestantischen Amsterdam, oder das ehemalige Waisenhaus Burgerweeshuis, natürlich mit getrennten Innenhöfen für Jungs und Mädels. Faszinierend war dabei nicht nur für die begleitenden Kunstlehrerinnen der Kontrast zu schöner postmoderner Architektur wie dem EYE Filminstitut am Hafen. Bevor sie uns ins Getümmel des Touristenviertels entließ, ließ uns Helen aber noch die berühmtem „Stroopwaffels“ probieren und warnte uns vor „false friends“ im Niederländischen: „Bellen“ heißt nämlich z. B. klingeln und „klettern“ hinfallen!

In den folgenden Stunden und Tagen genossen wir die Vielfalt Amsterdams in vollen Zügen, so auch bei unseren unterschiedlichen Museumsbesuchen:

Den Dienstag beschlossen wir nach einem Abstecher ins Neun-Straßen-Viertel mit einem bedrückenden, aber eindrucksvollen Besuch im Anne-Frank-Haus, dessen enger, hinter einem Bücherregal versteckter Anbau Anne bis zum Verrat und der Inhaftierung im KZ Bergen-Belsen (wo sie wie alle anderen Familienmitglieder außer ihrem Vater Otto den Tod fand) als Zuflucht gedient hatte. Besonders die noch sichtbaren Überbleibsel wie das Regal, Annes Poster in ihrem Jugendzimmer und natürlich ihr Tagebuch jagten vielen Schauer über den Rücken.

Am Mittwoch stand das van-Gogh-Museum auf dem Plan, wo man Vincents „Sonnenblumen“ oder die vielen Selbstportraits bestaunen kann. Eindrucksvoll lässt sich nachvollziehen, wie van Gogh sich seine grandiosen malerischen Fähigkeiten hart im Selbststudium erarbeitet hat und wie er zunehmend in Verzweiflung und psychischer Erkrankung versank, da er seiner Zeit so weit voraus war und deshalb zu Lebzeiten nur ein einziges Bild verkauft hat. Es ist schon eine Ironie des Schicksals, dass heute Millionen Menschen seine Kunstwerke bestaunen und man bis zum van-Gogh-Mineralwasser alle erdenklichen Merchandising-Artikel kaufen kann.

Der Tag klang in den Foodhallen aus, einem ehemaligen Straßenbahndepot, das mit den unterschiedlichsten Fressalien-Ständen gefüllt ist. Vom japanischen Sushi über griechisches Pita bis zu niederländischen Boller (frittierte Klößchen mit unterschiedlichen Füllungen) gab es hier alles Erdenkliche – bis hin zur Cocktailbar im Schwimmbad-Look auf der oberen Etage.

Am Donnerstag war dann die Qual der Wahl angesagt, denn die Schüler konnten sich zwischen einem Besuch von Dungeon und Hardrock-Café einerseits und NDSM-Werft, einem alternativen Künstlerviertel, andererseits entscheiden.

Vorher quälte sich ein hartgesottenes Trüppchen von 13 Schülern und zwei Lehrkräften jedoch um fünf Uhr früh aus dem Bett, um bei Flora Holland die Blumenauktion zu bestaunen. Dort angekommen, konnte man auf einer Galerie eine der vielen riesigen Lagerhallen besichtigen, in der 13,5 Millionen in erster Linie Schnittblumen (von der Orchidee bis zum Kürbis war alles dabei) jeden Tag aufbewahrt und verkauft werden – eine logistische Meisterleistung, denn nach der Versteigerung erhalten die Käufer spätestens 1,5 Stunden später ihre Ware. Das ist auch dringend nötig, weil der Wert der Blumen vom ersten zum zweiten Tag um mindestens 15 Prozent sinkt.

Anschließend fuhr die künstlerisch interessierte Gruppe mit der Fähre nach Amsterdam Noord, um die ehemalige Werft NDSM zu bestaunen: Hier tummeln sich Start-Ups, Varietés und Werkstätten neben Büros von Greenpeace und Red Bull. Die ganze Atmosphäre atmet Kreativität, die sich auch auf uns übertrug, denn unsere Kameras liefen heiß – unzählige Fotos der verschiedenen Graffiti, der S-Bahn-Waggons, die nun als Wohnungen dienen, des Cafés in einem ehemaligen Gewächshaus, des Krans mit drei Hotelzimmern und Jacuzzi auf dem Dach wurden geschossen.

Abgerundet wurde unsere Studienfahrt mit einem Besuch der Körperwelten am Abreisetag. Die umstrittenen, aber lehrreichen Exponate Gunther von Hagens wurden ergänzt durch interaktive Stationen, an denen man beispielsweise seinen Blutdruck messen oder sich mittels Körperscanner seine inneren Organe ansehen konnte. Trotz unserer Sorgen wurde keinem Schüler dabei schlecht ?, sodass wir beruhigt unsere Heimfahrt antreten konnten. Ein besonderer Dank geht dabei an unsere immer gut gelaunten Busfahrer Detlef und Susanne Schramm, die sogar eine private Führung durch die Flora Holland gaben und den Schülern die Auktionsuhr erklärten.

Ungewöhnlicherweise kamen uns auch keinerlei Beschwerden von Schülerseite zu Ohren über das Hotel oder das Programm – manch ein Teilnehmer war offensichtlich fasziniert von dieser tollen, bunten, sauberen, freundlichen Stadt, deren Toleranz man sich zum Vorbild nehmen kann! Für viele wird es sicher nicht der letzte Besuch in Amsterdam gewesen sein!

Autorin: Kirsten Christiansen