… genau das hatten die Klassen 8b und 8c mit ihren BWR-Lehrkräften, Frau Müller und Herrn Sager, am 24.07.2017 vor, als sie eine Betriebsbesichtigung bei Faber-Castell in Stein bei Nürnberg besuchten.

In einer kurzweiligen Führung lernten wir allerlei Wissenswertes und Interessantes über die älteste Bleistiftfabrik: So wurde die Bleistiftwerkstatt und spätere -fabrik extra vor den Toren Nürnbergs errichtet, da der damalige Stadtrat hinsichtlich der Beschäftigung von Handwerkern sehr viele Vorschriften machte. Heute ist das Familienunternehmen noch immer dort ansässig und beschäftigt 1.200 Angestellte. Eine halbe Million Bleistifte wird am Tag gefertigt und das im Sandwich-Verfahren – in einen Holzstab wird also nicht etwa ein Loch gebohrt, um eine Mine einzusetzen, sondern jeder Bleistift besteht aus zwei Hälften, die zusammengeklappt werden. Dafür kann man nicht irgendein Holz verwenden; am besten geeignet ist noch immer die Kalifornische Zeder. Natürlich ist im Bleistift kein Blei enthalten, sondern Graphit aus England (plus Ton), man dachte nur, das Material sähe so aus wie Blei, daher hat der Stift seinen Namen. Überhaupt sind alle Stifte von Faber-Castell völlig frei von Schadstoffen und wären selbst dann nicht ungesund, wenn man sie essen würde, inklusive des wasserbasierten Lacks. Dieser muss mehrmals aufgetragen werden, sodass ein Stift bis zu fünf Stunden bzw. bei Neonfarben sogar bis zu einem Tag in der Produktion verweilt… unglaublich, dass die Stifte bei so einem Arbeitsaufwand zu einem vergleichsweise günstigen Preis verkauft werden! Auch eine weitere Gefahr hat man weitsichtig ausgeräumt: Da man sich mit einem spitzen Bleistift durchaus verletzen kann, wurde das Endstück abgerundet, sodass der Stift nicht auf dem Ende stehen kann. All diese Produktionsschritte konnten wir im Rahmen unserer Führung sehr anschaulich nachvollziehen, durften wir doch mitten durch die Fabrik spazieren und Maschinen wie Angestellten bei der Arbeit zusehen, die perfekt und 24 Stunden am Tag zusammenspielen. Dabei erfuhren wir auch, dass zwar schon während der Herstellung mittels Scanner fehlerhafte Ware aussortiert wird (die Fehlerquote liegt in der Produktion bei nur 1%), dass bei der Endabnahme aber der Mensch entscheidend ist. In der Qualitätskontrolle am Ende der Herstellungskette sind übrigens nur Frauen beschäftigt, da ihnen das Multitasking tatsächlich einfacher fällt.

Besonders beeindruckt haben uns bei unserem Besuch zwei Aspekte: Zum einen das wertschöpfende und nachhaltige Arbeiten der Firma Faber-Castell; so wird jeder Sägespan und alle Ausschussware (sofern sie nicht gespendet werden kann an Kinderhilfsprojekte in der Dritten Welt) zu Holzpellets gepresst und betreibt die Heizung des beeindruckenden Geländes. Das ist auch der Grund, weshalb man nichts anfassen darf, auch keine Stifte, die herunterfallen – eine Regel, die natürlich von einem Schüler gebrochen wurde. ? Ferner wird für jeden Baum, der zur Stifteproduktion gefällt wird, ein neuer gepflanzt. Außerdem unterstützt Faber-Castell Recycling-Aktionen, z. B. in Brasilien, wo alte Plastik-Stifte wie Kulis und Textmarker gesammelt und zur Herstellung von Faber-Castell-Produkten wiederverwendet werden.

Zum zweiten die Unternehmungsphilosophie, die sich mit dem Schlagwort „Human Resources“ zusammenfassen lässt, also menschliche Ressource. Da wir erstaunt waren, dass so etwas Günstiges wie ein Bleistift noch in Deutschland produziert werden kann, wo die Löhne und Lohnnebenkosten im weltweiten Vergleich hoch sind, stellten wir unserer Gästeführerin die Frage, wie sich das noch lohne. Sie konnte anschaulich aufzeigen, dass es der Familie Faber-Castell immer wichtig war, dass sich die Arbeiter wohl und mit der Firma verbunden fühlten – denn der Nürnberger Raum verfügt über keine Rohstoffe; die Arbeitskraft und Innovationskraft gut ausgebildeter Facharbeiter und Ingenieure ist sein Standort-Vorteil. So gibt es beispielsweise eine firmeninterne Kindertagesstätte. Im Zusammenspiel mit vielen anderen Standorten weltweit, die alle unterschiedliche Schwerpunkte hätten, ließe es sich auch in Nürnberg gewinnbringend produzieren. Der Firmenphilosophie entsprechend gering sei die Fluktuation unter den Angestellten.

Beeindruckt vom umfangreichen Wissen unserer Gästeführerin, die auf alle Fragen eine Antwort wusste, und von der schieren Größe der Fabrik ebenso wie der Qualität der Produkte stürmten anschließend alle, Schüler wie Lehrer, den Shop und erstanden den patentierten dreikantigen Bleistift mit Griff-Zone, die zurzeit modischen Buntstifte in allen Farben für Ausmalbilder bzw. Mangas, oder im Falle der begleitenden Kunstlehrerin drölfzillionen Tuschestifte, Pinsel und Kreiden. Nur der Wettergott war uns nicht hold: Am Ende unseres Ausflugs nach Stein musste uns unsere Busfahrerin Susanne Schramm mit einem waghalsigen Halte-Manöver vor dem Haupteingang vor den massiven Schauern retten, bevor wir zurück nach Eltmann fuhren und uns vielleicht dank unserer neuen Stifte ein kleines bisschen mehr auf den nächsten Schultag freuten als sonst.

Autor: Kirsten Christiansen