Warum das so ist und was in den Niederlanden anders gehandhabt wird als in Bayern, davon konnte ich mich vom 19.-25.3.2017 im Rahmen einer Erasmus-Fortbildung im kleinen Städtchen Assen selbst überzeugen. Dort trafen sich Lehrkräfte aus 9 verschiedenen Nationen (darunter Portugiesen, Spanier, Franzosen, Dänen, Polen, Rumänen, Kroaten, Deutsche und Niederländer), um von ihren Schulen zu berichten, neue Unterrichtsmethoden zu erforschen und um das niederländische Schulsystem kennen zu lernen.
Besonders beeindruckte mich dabei, die sehr enge Zusammenarbeit von öffentlichen Einrichtungen und Schulen. So besuchen die Schüler regelmäßig während des Unterrichts die Stadtbibliotheken, um sich Bücher auszuleihen und die Lesekompetenz zu verbessern. Denn Lesen ist in den Niederlanden „in“ und fast jeder besitzt einen Bibliotheksausweis, den er auch benutzt. Der Besuch von Museen steht regelmäßig auf dem Stundenplan, um Lerninhalte erfahrbar zu machen. Während unserer Fortbildung besuchten wir das Archiv, eine Windmühle sowie ein germanisches Museum. Dort schlüpften wir in ein Rollenspiel, in dem wir als Germanen die Römer besiegen und uns eine Taktik überlegen mussten. Die Ausstellungstücke spielten dabei eine wichtige Rolle.
Zudem erfuhren wir bei einem Schulbesuch, dass den Schulen Sozialarbeiter, Psychologen und Ärzte zur Verfügung stehen, um Schülern in Notsituationen zu helfen. Die Betreuung erfolgt in der Schule und bedarf nicht das Einverständnis der Eltern. Möglich wird dies durch ein besonderes Schulgesetz, das ebenfalls die Eltern in die Pflicht nimmt. Kommen sie dieser nicht nach, können sie vor Gericht gestellt werden und es droht eine Geldstrafe.
Ob die niederländischen Schüler nun glücklicher sind? Das muss jeder für sich selber entscheiden.
Jedenfalls bieten die Erasmus-Fortbildungen eine sehr gute Möglichkeit die europäischen Schulsysteme zu vergleichen, mit dem eigenen zu reflektieren und neue europäische Kontakte zu knüpfen.