Mehr als ein Tourist sein! Nicht nur in den Unterricht, sondern auch komplett in das französische oder deutsche Leben eintauchen. Ein Schüleraustausch ist wirklich der beste Weg, um das Land und auch die Menschen richtig kennenzulernen und Tag für Tag seine Sprachkenntnisse zu verbessern. Diesen erlebten 27 französische Schüler, die für eine Woche in Familien und an der „Wallburg-Realschule Eltmann“ zu Gast waren. Die Eltmanner Schüler freuen sich jetzt schon darauf, im Oktober zum Gegenbesuch nach Saint-Paul zu fahren.

Ein Schüleraustausch ist ein ganz besonderes Erlebnis und viele Gründen sprechen dafür daran teilzunehmen. Er ermöglicht andere Denk- und Lebensweisen hautnah zu erfahren, wozu das Leben in einer Gastfamilie die beste Grundlage bietet. Aber auch die Erweiterung der Sprachkenntnisse spielt eine besondere Rolle und zum 6. Male nutzen in diesem Jahr die beiden Schulen die Möglichkeit des Schüleraustausches und zwar die „Wallburg-Realschule“ Eltmann mit dem College Jean Perrin in Saint Paul. 

Vor über 40 Jahren hat die Partnerschaft von Saint Paul Trois Chateaux, einer kleinen südfranzösischen Stadt, mit rund 9 000 Einwohnern und Eltmann begonnen. Erst zum 6. Male findet aber heuer der Austausch der Schüler statt. Dabei gehört Französisch neben Englisch zu den großen internationalen Sprachen und wird in 47 Staaten auf der Welt mit über 400 Mio Menschen gesprochen. In 35 Staaten ist es sogar Amts- oder Verkehrssprache. Frankreich ist auch die viertgrößte Wirtschaftsmacht der Welt und Deutschlands wichtigster Wirtschaftspartner und wer wich auf dem europäischen Arbeitsmarkt behaupten will, der braucht dazu auch die Fremdsprachenkenntnisse.

Seit 2013 gibt es nun diesen Schüleraustausch, der auf Eltmanner Seite von dem Französisch-Beauftragten der Wallburg-Realschule, Günter Kerschensteiner, gepflegt und organisiert wird und auch von den entsprechenden Lehrern auf beiden Seiten abhängig ist. In diesem Jahr hat man diesen Schüleraustausch erstmals auch für Schüler eröffnet, die nicht der Wahlfachgruppe Französisch angehören und deswegen im Unterricht noch kein Französisch haben. Hintergrund dafür ist auch eine Schulreform in Frankreich vor 2 Jahren, bei der nun die Schüler dort gleichzeitig mit deutsch und englisch beginnen können. An der Partnerschule St. Paul ist das Interesse an Deutsch sehr groß, aber bei der durchgeführten Reform hat im Stundenplan das Fach Deutsch mit dem Fach Sport zu konkurrieren, betont Günter Kerschensteiner. Trotzdem hätten sich 27 Schüler aus Frankreich entschlossen, am Schüleraustausch teilzunehmen, während es in Eltmann nicht so viele waren. Aus der 7. Klasse machen alle mit, aber aus der 8. Klassen sind es nur wenige. Deswegen habe man die Möglichkeit des Schüleraustausches auch anderen Schülern angeboten und dadurch hätten auch 25 Eltmanner Interesse gezeigt. Da die französischen Schüler auch englisch in der Schule haben, könne außerdem die Verständigung ja auch über diese Sprache erfolgen.

Einer dieser Schüler ist Simon Schlee aus Breitbrunn, der eigentlich aus der musisch-gestalterischen Wahlpflichtgruppe kommt. Er hatte über den Sport und Fußball aber bereits Verbindung zum Partnerschaftsdistrikt Pierlatte und war schon eine Woche dort zu einem Fußballturnier. Im Gegenzug hatte seine Familie auch zwei junge französische Fußballer aufgenommen und das hat Simon gefallen. „Natürlich ist so ein Schüleraustausch mit Schule am Vormittag und Programm am Nachmittag sehr anstrengend. Mit zwei Franzosen wie mit den Sportlern war es sogar etwas einfacher, weil die dann untereinander noch etwas erklären konnten. Jetzt ist auch mein Papa eingesprungen, der auch etwas französisch kann. Wenn man langsam miteinander und hochdeutsch spricht, dann ging das schon und außerdem haben wir uns auch in Englisch ausgetauscht.“ Simon hat trotzdem schon an Französisch Gefallen gefunden, denn er möchte auch noch viel von der Welt sehen und dabei wäre sicherlich diese Sprache von Vorteil. Mit seinem Partner gab es auch in der Familie keinerlei Probleme. „Das deutsche Essen mögen sie alle und völlig begeistert war mein Partner vom Public Viewing in Bamberg auf dem Maxplatz, denn so etwas hatte er noch nicht erlebt.“

Bamberg stand natürlich auch auf dem offiziellen Programm und zwar mit einer gemeinsamen Stadtrallye in Kleingruppen und der Gelegenheit zu einem Bummel mit Shoppingtour. Ebenso hieß natürlich 1. Bürgermeister Michael Ziegler die Gäste im Rathaus von Eltmann willkommen und stellte ihnen die Partnerstadt vor, bevor es zu einem Grillabend mit Gastschülern und Gasteltern an der Schule ging. Dort sorgten die Eltern für eine große Auswahl an Salaten sowie Beilagen und die Stadt spendierte Bratwürste und Steak.

Ein gemeinsames Kochen gab es aber auch in der Schulküche und da zeigte man sich durchaus experimentierfreudig, machte aber auch andere Gewohnheiten in Frankreich aus. „Die Brotzeit zur Pause ist dort untypisch und auch das frühe Abendessen bei uns gegen 18 Uhr, während man in Frankreich eben erst gegen 20 oder 21 Uhr zu Abend speist. Außerdem fehlt in Deutschland das Dessert, das in Frankreich zum Essen einfach dazu gehört“, betonte Günter Kerschensteiner. Dafür schmeckte aber die bayerische Brotzeit im „Roppelt-Keller“ in Trossenfurt.

Die 12-jährige Jara Jeschke aus Stettfeld zeigte sich begeistert von der Woche mit ihrer französischen Partnerin. „Ich freue mich schon mega darauf, wenn wir im Oktober diesen Besuch erwidern. Meiner Freundin hat das typisch bayerische Essen nichts ausgemacht. Das Schwarzbrot und die Laugenstangen haben ihr sogar sehr gut geschmeckt.“ Die ganze Woche sei eigentlich sehr gut abgelaufen. „Obwohl ich erst seit September französisch lerne, haben wir uns meist auch auf Französisch und deutsch unterhalten. Für jeden wurden es von Tag zu Tag besser. Das war richtig gut, wir haben uns gut verstanden und sie war äußerst nett und höflich.“

Lia Mücke gestand ein, dass sie sich mit ihrer Partnerin meistens auf Englisch verständigt habe. Sowohl ihr Partnerin fiel dies leichter, als auch ihr selbst. Trotzdem habe man sich auch auf Französisch bemüht. „So lief es eben manchmal dreisprachig ab.“ Besonders habe ihrer Partnerin der Einkaufsbummel gefallen und es habe auch während der ganzen Woche keine Probleme gegeben. Auch sie freue sich schon auf die Fahrt nach Frankreich, auch wenn man schon etwas Kribbeln im Bauch verspüre, was hier alles auf einen zukomme.

Die französischen Gäste bekamen natürlich auch einiges vom bayerischen Schulweisen mit Direktorin Manuela Küfner informierte sie bei der Führung durch das Schulhaus. So war man natürlich auch im Sprachlabor und besuchte die Aufführung eines Musicals der Chorklassen. „Sie waren dabei von unserem neuen Schulhaus richtig begeistert, denn sie haben noch eine alte Schule, bei der aber auch demnächst mit einer Generalsanierung angefangen werden soll“, wusste Günter Kerschensteiner zu berichten. „Auch das Schwimmbad von Eltmann hat ihnen sehr gut gefallen und völlig fasziniert waren sie davon, dass man im Schulhaus auch gemeinsam kochen kann. Das wäre in Frankreich, wegen noch größerer Bürokratie, nicht möglich.“

Auf allen Seiten herrschte eigentlich sehr große Begeisterung. Auch die drei Begleitpersonen Beatrix Straub (Deutschlehrerin am College Jean Perrin in Saint-Paul), ihre Assistentin Nathalie Wölke und Monsieur Frederic Brun (Vater eines Austauschschülers) bestätigten, dass allen die Zeit viel zu schnell vergangen sei. Man tröstete sich aber damit, dass die Eltmanner vom 1. bis 8. Oktober 2018 zum Austausch nach Frankreich kommen und die geknüpften Bande sich weiter verfestigen. „Diese Begegnungen sind die Zukunft unserer Städtepartnerschaft“ meinte Bürgermeister Michael Ziegler bei der Verabschiedung. 

(gg)

Bild: Das Erinnerungsbild der Austauschschüler aus Frankreich und der Eltmanner Wallburg-Realschule vor der Stadthalle mit Nathalie Wölke, der französischen Deutschlehrerin Beatrix Straub, 1. Bürgermeister Michael Ziegler, Direktorin Manuela Küfner und dem Französisch-Beauftragten der Wallburg-Realschule Günter Kerschensteiner (von links).

Foto: Günther Geiling