Wallburg

„An das metallische Klirren von Schwertern erinnere ich mich noch dunkel, ebenso an das Wiehern der Pferde und ihr angestrengtes Schnauben, mussten sie Karren den Berg zu mir hinaufziehen. Viele habe ich kommen und gehen gesehen … Meine ‚Geburt‘ fand wohl um das Jahr 1300 statt; ich bin also wirklich ein Senior! Über Jahrhunderte hinweg wurde ich, die Amtsburg der Würzburger Bischöfe, von meinen Besitzern gepflegt, auch wenn die Bewohner im Laufe der Zeit wechselten.

Gut geschützt lag ich hinter einem Ringwall (daher mein Name!) und einem Graben. Im Gegenzug für die Pflege bot ich ‚meinen‘ Menschen Sicherheit, so zum Beispiel, als erboste Bauern im 16. Jahrhundert meine Wälle erklommen und Mauern beschädigten, um meinen kirchlichen Bewohnern mal eine Standpauke über ihre miesen Lebensbedingungen zu halten.

Ab 1570 durfte ich dann quasi ‚umschulen‘ und führte ein beschaulicheres Leben als Amtssitz von Eltmann. Dazu bekam ich auch noch ein Art ‚Lifting‘ und wurde umgebaut, wodurch ich weniger burgartig, sondern nun einladender und schicker wirkte! Erst am Ende des 18. Jahrhunderts wurde es stiller um mich, als der Amtssitz in die Stadt verlegt wurde.

Dann war es erstmal vorbei mit dem beschaulichen Leben, plünderte man mich doch als Steinbruch! In meine mittelalterlichen Anfänge fühlte ich mich dann endgültig während des Zweiten Weltkriegs zurückversetzt, als amerikanische Soldaten mein uraltes Gemäuer beschossen, da sie glaubten, darin hielten sich Scharfschützen versteckt. Ihre Granateneinschläge sind heute noch zu sehen!!! Puh, bin ich froh, dass diese Zeiten vorbei sind!

Heute steht von meiner Burganlage nur noch der Hauptturm … ich bin also ganz schön geschrumpft. Aber das ist ein Preis, den ich zu zahlen bereit bin dafür, dass ich nun wieder ein ruhiges Leben führen kann, ganz wie es einem Rentner gebührt! Heute arbeite ich als Aussichtsturm und werde als *das* gern gesehene und fotografierte Wahrzeichen Eltmanns selbst aus der Ferne sofort erkannt. Aber auch aus der Nähe kann man mich bestaunen, nämlich bei Festen wie der Wallburg-Weihnacht, wo meine Nachbarschaft immer eine ganz besonders beschauliche Stimmung schafft. Ich hoffe, wir sehen uns bald mal … und wer es zur Wallburg-Weihnacht nicht schafft: Pssst, in meiner Nähe soll es auch einen Geocache geben!“

Autor: Kirsten Christiansen