Schulentwicklung
Schulentwicklung nach trotz! durch? Corona
Leider stand auch dieses Schuljahr unter dem Eindruck von Corona – hatten wir letztes Jahr noch gehofft, dieses traurige Kapitel mit dem Schuljahresende abschließen zu können, wurden wir spätestens im Dezember eines Besseren belehrt, als der befürchtete Lockdown erneut zur Gewissheit wurde. Deshalb war es uns aufgrund der Schulschließung und der Weiterführung des Distanzunterrichts nicht möglich, so regelmäßig zu tagen wie sonst üblich. Aber getreu dem Motto „Wenn man dir Steine in den Weg legt, baue etwas Hübsches daraus!“ wussten wir uns zu behelfen und blieben hartnäckig, sodass wir dennoch auf einige Aktionen und Erfolge zurückblicken können:
Nach reger Diskussion entschlossen wir uns zunächst, das Hausaufgabenheft nächstes Jahr wie gehabt weiterzuführen, und das, obwohl wir nun mit dem „Schulmanager“ eine digitale Organisationshilfe an der Hand (oder besser: an der Maus?) haben, in die Hausaufgaben durch die Lehrkräfte eingetragen werden können. Wir schätzen jedoch das Hausaufgabenheft als Lernhilfe für die Schüler und Schülerinnen, das vielfältige Tipps (z. B. den Plan zur Schulaufgabenvorbereitung, fachspezifische Zusammenfassungen wichtiger Grundlagen wie den unregelmäßigen Verben in Englisch) in gebündelter, übersichtlicher Form bietet. Sein Wert zeigte sich unter anderem in Phasen des Distanzunterrichts, wo es verwendet werden konnte, um Videokonferenzen und Abgabefristen für einzureichende Arbeitsergebnisse zu vermerken, und es so eine ganz wesentliche Stütze im selbstorganisierten Lernen war.
Eine weitere coronabedingte Umwälzung stellte die Unmöglichkeit dar, im Herbst einen Elternsprechtag in herkömmlicher Form abzuhalten. Wir sprachen uns letztendlich für telefonischen Kontakt mit mindestens allen gefährdeten Schülerinnen und Schülern aus, wobei es uns auch ein Anliegen war, an die Lernentwicklungsgespräche des letzten Schuljahres anzuknüpfen und diese dadurch systematisch weiterzuführen. Je nachdem, ob der betroffene Schüler oder die Schülerin in nur einem Fach schwerpunktmäßig Probleme hatte oder ob er bzw. sie in mehreren Unterrichtsfächern mit den Anforderungen kämpfte, sollte das Gespräch von der Fachlehrkraft oder der Klassenleitung geführt werden.
Des Weiteren verfolgten wir unsere Planungen aus dem letzten Schuljahr, unser bestehendes Werte-Curriculum, das die Thematisierung bestimmter, inhaltlich auf die Jahrgangsstufe abgestimmter Werte verpflichtend in den Klassleiterstunden vorsieht, im Schulhaus zu visualisieren. Wir schufen zunächst einen „Werte-Weg“, der in unser Hausaufgabenheft aufgenommen werden soll und der auf einen Blick alle „Stationen“ des Werte-Curriculums in grafischer Form aufzeigt. Zusätzlich bestellten wir Werte-Banner, welche in den Fluren des Schulhauses an den Stellen aufgehängt wurden, wo die Klassen beheimatet sind, welche sich mit den entsprechenden Werten in diesem Schuljahr auseinandersetzen.
Den letzten, großen Block unseres Schulentwicklungsschaffens im Schuljahr 2020/2021 bildete die interne Evaluation, die wir im vorherigen Jahr bereits aufgrund der Pandemie hatten verschieben müssen. Es war uns von besonderer Wichtigkeit, gerade in den stressigen, ungewohnten Zeiten des Distanzunterrichts abzufragen, wie es Schülern und Schülerinnen, dem Kollegium sowie der Elternschaft damit geht. Wir entschieden uns dafür, im Vergleich zur letzten internen Evaluation ein neues Befragungs-Werkzeug sowie einen anderen Fragebogen zu nutzen: Hatten wir das letzte Mal noch das Portal des ISB verwendet, schien uns dies rückblickend betrachtet doch eher wenig intuitiv in der Handhabung und die Fragebogen-Vorlagen für unsere Zwecke zu sehr an der (alten, mittlerweile überarbeiteten) externen Evaluation orientiert, die z. B. dem Kapitel Distanzunterricht und COVID–19 aufgrund seiner Aktualität noch keine Rechnung tragen konnte. Daher erstellten wir von Grund auf einen eigenen, neuen Fragebogen, indem wir zunächst relevante Themenbereiche eingrenzten und dann – mit Unterstützung unserer Beratungslehrkraft Constanze Büller und unseres Schulpsychologen Christian Obermeier – Fragen und Antworten dazu formulierten. So entstand ein (doch länger als ursprünglich geplanter) Fragen-Mix aus geschlossenen und offenen Antworten, der ein breites Themenspektrum von Handynutzung über Schlafdauer bis hin zum Distanzunterricht abbildete. Er wurde über die Plattform Edkimo, einem deutschen Unternehmen, dessen Produkte somit auch datenschutzrechtlich unbedenklich sind, an unsere Schüler und Schülerinnen sowie in abgewandelter und angepasster Form auch an Eltern und Lehrkräfte versandt.
Insgesamt beteiligte sich etwa die Hälfte aller Adressaten an unseren Befragungen. Dazu kristallisierten sich vor allem folgende Erkenntnisse heraus:
Naturgemäß ist die Corona-Pandemie eine große Herausforderung für uns alle. Zwei Drittel der Schüler und Schülerinnen, die teilnahmen, fühlen sich zumindest manchmal allein. Alle Beteiligten beklagen Ermüdung und Erschöpfung. Grundsätzlich befürworten Eltern und Schülerschaft die Videokonferenzen als gewinnbringend, allerdings fühlen sich die Schüler und Schülerinnen belastet, wenn sie überhandnehmen. Große Diskrepanzen gibt es zwischen der Einschätzung der Arbeitsbelastung zwischen Lehrkräften und Schülerschaft: Während die Lehrkräfte der Meinung sind, Dosis und Tempo seien angemessen, beklagt die Hälfte der Schülerinnen und Schüler, der Unterrichtsstoff sei zu umfangreich. Die Eltern lagen mit 60%-iger Zustimmung zu dem Arbeitspensum zwischen diesen beiden Gruppen. Ein Drittel der Schülerinnen und Schüler braucht bei der Bewältigung der schulischen Arbeiten Hilfe, was der Einschätzung der Eltern entspricht. Über 80 % der befragten Schülerschaft gaben an, sie würden sich zwischen vier und acht Stunden mit schulischen Aufgaben beschäftigen. Ein Viertel glaubt, der Distanzunterricht habe ihnen mehr geschadet als genutzt. Die Lehrkräfte sehen einen erheblichen Mehraufwand für sich im Distanzunterricht, teils auch durch nicht reibungslos funktionierende Technik.
Doch wir konnten auch sehr positive Erkenntnisse gewinnen: Glücklicherweise fühlen sich sehr viele Schülerinnen und Schüler an ihrer Schule gut aufgehoben – als Gründe gaben sie durchgängig den guten Zusammenhalt, die freundlichen Mitschülerinnen und Mitschüler sowie die netten Lehrkräfte an. Diese waren auch bei Rückfragen im Distanzunterricht weitgehend problemlos und zügig erreichbar. Dies passt auch zur Einschätzung der Eltern, wonach das Lernen zu Hause für 50 % gut und 41 % mittelmäßig klappte.
Diese Resultate führten zu kurz- und auch mittelfristigen Maßnahmen an der Wallburg-Realschule:
Da so viele Schülerinnen und Schüler angaben, sich alleine zu fühlen, führten wir eine Online-Wichtelaktion durch und verschiedene schulische Gruppierungen (Werte-Team, SMV, Lehrkräfte, …) versendeten jeweils zum Wochenauftakt Grußbotschaften. Ebenfalls kurzfristig besprachen viele Lehrkräfte die Arbeitsbelastung mit ihren Klassen und passten Tempo und Ausmaß des Stoffes so weit wie möglich an.
Längerfristig werden wir uns Gedanken darüber machen, wie wir das nächste Schuljahr gestalten können und womit wir unsere Schülerinnen und Schüler unterstützen können, damit sie 2021/2022 zuversichtlich angehen.
Man sieht: Unsere Hoffnung auf Schulentwicklung nach Corona hat sich zwar in diesem Schuljahr nicht erfüllt, wir haben unseren Kurs der systematischen Schulentwicklung aber trotz Corona erfolgreich fortgesetzt und manche Schulentwicklungs-Maßnahme im nächsten Jahr wird wohl durch Corona erst zustande kommen. So blicken wir gespannt – und hoffnungsvoll – auf das nächste Schuljahr, wenn es sicherlich auch darum gehen wird, die durch den Distanzunterricht gewonnenen digitalen Kenntnisse aller in den dann hoffentlich wieder regulär stattfindenden Präsenzunterricht zu transportieren.