Wenn der Tod zum Unterrichtsthema wird
„Welche Unterschiede sind zu beachten beim Bestatten von Angehörigen anderer Glaubensgemeinschaften bzw. Religionen?“ – „Wie kleidet man sich eigentlich zu einem Trauergespräch bzw. für eine Überführung?“ – „Werden Mord- oder Unfallopfer, die z. B. im Gesicht entstellt sind, wieder optisch hergerichtet oder zusammengenäht, wenn z. B. ein Körperteil abgetrennt worden ist?“
Mit solch direkten, ehrlichen Fragen starteten die Neuntklässler in eine besondere Unterrichtsstunde: Zum zehnten Mal war das Bestattungsunternehmen Hetterich im Rahmen des Religions- und Ethikunterrichts zu Gast an der Wallburg-Realschule – und verwandelte den Mehrzweckraum für 90 Minuten in einen Ort des Zuhörens, Nachfragens und Nachdenkens.
Etwa eine Stunde lang entspann sich ein lebendiger Dialog, getragen von Offenheit und Respekt. Anschauliche Exponate – eine Urne, eine Krematoriumskapsel mit Schamottstein sowie Erinnerungsstücke, in die eine geringe Menge an Asche und/oder Haare Verstorbener eingearbeitet sind – machten das abstrakte Thema greifbar.
Im Anschluss ging es hinaus zum Bestattungsfahrzeug, wo die Jugendlichen einen Sarg samt Deckengarnitur aus nächster Nähe betrachten, eine Überführungstrage begutachten und den Einsatz einer Schaufeltrage beobachten konnten.
Besonderes Interesse galt diesmal Hannes Hetterich dem Auszubildenden im dritten Lehrjahr und Sohn des Firmeninhabers Jürgen Hetterich, der authentisch von seiner Ausbildung berichtete, Einblicke in die Trauerpsychologie oder Thanatopraxie gab und die vielfältigen Aufgabenfelder des Berufs vorstellte. Ebenso eindrucksvoll waren die persönlichen Schilderungen von Petra Schuhmann, der Schwester des Firmeninhabers, die erzählte, wie sie von klein auf in das Familienunternehmen hineingewachsen sei – und dass in diesem Beruf mit 24-Stunden-Bereitschaft Flexibilität und Teamgeist unerlässlich sind. Tief berührend war ihre Offenheit, auch die emotional herausfordernden Seiten anzusprechen, etwa das Begleiten trauernder Eltern nach dem Verlust eines Kindes.
Einmal mehr wurde deutlich, dass der Umgang mit Tod und Trauer nicht nur Mut, sondern vor allem Menschlichkeit erfordert. Und vielleicht war es gerade diese Mischung aus fachlicher Kompetenz, persönlicher Offenheit und spürbarer Würde, die den Jugendlichen zeigte: Wer über den Tod spricht, lernt zugleich, das Leben bewusster wahrzunehmen.
Ganz nebenbei nahmen viele auch eine praktische Anregung mit nach Hause – ihre Eltern für Themen wie Vorsorgevollmacht oder digitalen Nachlass zu sensibilisieren.
Ein herzliches Dankeschön gilt dem Bestattungsunternehmen Hetterich für die inzwischen zehnjährige, verlässliche Kooperation – und dafür, dass es Jahr für Jahr dazu beiträgt, jungen Menschen auf würdevolle Weise Berührungsängste mit einem so sensiblen Thema zu nehmen.
Corinna Hartwich-Beck




