„In unserer friedlichen Stadt gibt es keine Verbrecher“, meint Sergeant Smith (Selina Ebert), doch Kollegin Sergeant East (Melina Röder) sieht das ganz anders. Wenn sie zu Beginn des Stücks die Sitzreihen entlang patroullieren, läuft es so manchem Zuschauer kalt über den Rücken. Schließlich tragen sie richtige Uniformen und haben Handschellen und Pistole dabei. So begann der Auftakt der Kriminalkomödie „Keine Freunde? Keine Feinde!“, welche die „Theater-AG der Wallburg-Realschule“ vor den Osterferien in zwei Aufführungen in der Aula darbot und dafür mit viel Beifall und Anerkennung belohnt wurde.
Dabei handelte es sich ja eigentlich um eine Entführung, was doch ganz und gar nicht lustig ist. Doch für das reiche Mädchen Lizzi (Amy Jonsson Beck), die Tochter des Großindustriellen Johan Halloway, ist das doch eine willkommene Abwechslung, denn zu Hause interessieren sich die reichen Eltern nicht für sie und mit ihren 1002 Barbiepuppen mag sie auch nicht mehr spielen. Da ist es doch viel spannender, ihrem Kidnapper Little Billy (Anna Muck) ordentlich auf die Nerven zu gehen.
Lizzie wird zwar mit allen möglichen Spielsachen und Annehmlichkeiten verwöhnt, nur nicht mit der Liebe und der Zuwendung ihrer versnobten Eltern. Butler James macht sich das zunutze und lässt das Mädchen von zwei Ganoven entführen.
Als Lockvogel diente dabei die verarmte und naive Nachbarstochter Anne, die wegen 20 Euro Lizzie in den Garten lockt, damit die Kidnapper an das Mädchen kommen. Sie denken dabei natürlich an das mögliche Lösegeld. „Mit Geschenken können wir die nicht locken, denn die kann jeden Tag in Eis und Schokolade baden – höchstens mit anderen Kindern“. Und das gelingt tatsächlich. Anne bekommt zwar gleich die Entführung mit, wendet sich aber aufgrund ihrer Schuldgefühle nicht an die Polizei. Auch Vater John Halloway informiert nicht die Polizei und so wird das Ganze zu einem Fall für die Privatdetektive Philipp und David Bluewater, die alle klischeehaften Erwartungen an einen Detektiv erfüllen: abgebrannt und beschäftigungslos, dabei aber scharfsinnig und einfallsreich.
Mit der Unterstützung ihrer Tante, der vornehmen Lady Honeybell, ermitteln sie, trotz ihrer Vorliebe für Whisky und schöne Frauen, meist mit scharfsinnigem Geist. Die Inszenierung ist ein permanenter Spagat mit Stilbrüchen zwischen dem England des ausgehenden 19. Jahrhunderts und dem modernen Deutschland mit Anleihen aus den USA. So laufen die Polizisten in deutscher Uniform herum, aber die Gangster tragen Hosenträger und Hüte, als wären sie in New York. Ladys und Lords, alter englischer Adel, treffen sich zum Provinz-Teekränzchen und der Privatdetektiv lädt sich dazu auch noch ein, weil die Gastgeberin ja seine Tante ist. Hier laufen ulkigerweise die Fäden der Recherche zusammen imd Philipp befreit schließlich das Kind.
Das Happy-End bietet dann die Moral von der Geschichte und so etwas wie einen Mehrwert für das entführte Mädchen. Lizzie hat nämlich in Anne eine Freundin gefunden und der liebe Gangster Little Billy wird als neuer Butler angestellt. Das Theaterstück bot den Besuchern eine gute Unterhaltung, die immer wieder zum Schmunzeln anregte. Sie waren aber auch begeistert durch die souveräne Spielweise der jugendlichen Schauspieler, die mit ihrer natürlichen Gestik und Mimik dem Stück seinen besonderen Wirtz verliehen.
(gg)
Bild 1: Isabella Scharf in der Rolle von Mrs Nora Halloway (rechts) und Amy Jonsson Beck als Tochter Lizzie.
Bild 2: Der Sergeant mit den beiden Kindern Jimmy (Nicola Mühlfelder) und Mary (Selina Vogel).
Bild 3: Hannes Wittig und Fabian Kolb als Detektive Philipp und David Bluewater.
Bild 4: Die Gangster Big Jack und Little Billy, dargestellt durch Hannah Scheuring und Anna Muck, im Gespräch mit den beiden Kindern Jimmy (Nicola Mühlfelder) und Mary (Selina Vogel).