wenn man plastikfrei lebt? Zum Beispiel, wenn man seine Wäsche mit Kastanien wäscht, statt mit Waschmittel aus dem Handel? Diese Frage, die Nadine Schubert einmal von einer Zuhörerin bei einem ihrer Vorträge zum Thema „Besser leben ohne Plastik“ gestellt wurde, konnte die Referentin natürlich umgehend augenzwinkernd verneinen. Die Journalistin – und ehemalige Schülerin der Wallburg-Realschule – schloss auch gleich an diese Anekdote die Erklärung an, weshalb sie im Handel erhältliche Waschnüsse nicht empfiehlt: Sie sind exotische Früchte und werden aus Indien importiert, was dazu führt, dass die Menschen dort sie sich mittlerweile nicht mehr leisten können. 

Diese und ähnliche Absurditäten führte Nadine Schubert am 12. Juni in ihrem Vortrag an ihrer ehemaligen Schule ebenso anschaulich wie kurzweilig vor Augen. Zunächst machte sie das erschreckende Ausmaß des Plastikmülls deutlich, das fortlaufend in unserer Konsumgesellschaft anfällt: 

So kaufen wir Deutschen erstens pro Stunde 320.000 Coffee-to-go-Becher – und werfen diese wenige Minuten später weg. Für diese Menge werden 64.000 Tonnen Holz jedes Jahr verbraucht, plus 11.000 Tonnen Kunststoff, da die Becher ja beschichtet werden. 

Die zweite alltägliche Sünde neben den Wegwerf-Bechern sind Nespresso-Kapseln: Vom horrenden Preis mal abgesehen ist dabei zu bemängeln, dass die Kapseln aus Aluminium und Plastik bestehen und nach einmaliger Verwendung auf den Müll wandern – 3 Milliarden Stück jedes Jahr! Da wäre man schon versucht, einem berühmten Schauspieler gegenüber, der Werbung für dieses Kaffeesystem macht, handgreiflich zu werden, so Nadine Schubert. Mittlerweile hat Nespresso sein Kapselsystem übrigens auch auf Tee und (unfassbarerweise) sogar auf Babymilch ausgeweitet. 

Der dritte Aspekt, auf den es sich zu achten lohnt, sind Plastikflaschen: Auch wenn sie aufgrund ihres geringeren Gewichts angenehmer zu tragen sind, solle man auf Glasflaschen umsteigen, da alle dünnen Plastikflaschen trotz Pfand lediglich Einwegflaschen seien. Außerdem habe sicher jeder schon einmal die Erfahrung gemacht, dass Wasser aus einer Plastikflasche, welche eine halbe Stunde in der Sonne gestanden hatte, anders schmeckt. Dies komme von den Chemikalien, die in der Plastikflasche steckten, denn um aus Erdöl eine Flasche zu formen, würden sogenannte Weichmacher wie Bisphenol A eingesetzt. So kommt es, dass laut Umweltbundesamt 95% der Deutschen Bisphenol A im Blut haben, welches wirkt wie weibliche Hormone – und das somit auch zu Fruchtbarkeitsstörungen beitragen könne, so Nadine Schubert.

Damit jedoch noch nicht genug: Ein viertes großes Problem sind die Plastikbeutel für Obst und Gemüse im Supermarkt. Schwimmen sie im Meer, sehen sie aus wie Quallen, was Meerestiere dazu verleitet, sie zu fressen: 1 Million Seevögel würden jedes Jahr an Plastik sterben, mahnte die Expertin an. Dabei könne man, so makaber es klingt, noch von Glück reden, wenn die Tiere gleich am Plastik erstickten, denn sonst drohe ihnen ein langsamer Hungertod, während ihr Magen immer mehr mit unverdaulichem Plastik gefüllt würden. Ein riesiges Problem sei auch, dass leider viele Menschen ihren Bio-Müll in diese Plastikbeutel gäben! Als Tipp gab Nadine Schubert den interessierten Zuhörern in der (zufällig für unser Musical am folgenden Tag) passend maritim geschmückten Aula noch mit, dass auch angeblich abbaubare Plastiktüten nicht empfehlenswert seien, da diese aufgrund ihres Äußeren nicht von herkömmlichen unterschieden werden können und somit ebenso in der Müllverbrennung wieder mühsam herausgefischt werden müssen.

Das fünfte große Problemfeld ist die Unmenge an Mikroplastik, die wir jeden Tag in den Abfluss spülen. Egal, ob Duschgel, Peeling, Flüssigseife oder Sonnencreme, in sehr vielen Produkten aus dem Drogeriemarkt ist es enthalten – und wird über das Abwasser letzten Endes auf die Äcker gespült und findet so seinen Weg in unsere Nahrungsmittel. 

Nach diesen bedrückenden Erkenntnissen lag es Nadine Schubert jedoch fern, ihre Zuhörer in resignierter Stimmung zu hinterlassen, und so ging sie nahtlos dazu über, praxisnahe Beispiele dafür zu geben, wie man seinen Alltag ohne Plastik bewältigen kann. Von der raschen Herstellung von Frischkäse in der heimischen Küche bis hin zur Eigenproduktion von Wimperntusche (mit Aktivkohle) war für jeden Geschmack – und jedes Geschlecht – ein Tipp dabei. 

Neben ihrem spannenden und doch informativen Vortrag war es auch Nadine Schuberts pragmatische Herangehensweise, die überzeugte und ihr die Sympathien des Publikums einbrachte: Sie riet dazu, die Umstellung langsam anzugehen und sich auch selbst bisweilen Auszeiten zu gönnen, beispielsweise im Urlaub, wo es nicht immer möglich ist, auf Plastik zu verzichten.

Durch ihre vielen selbst erprobten Beispiele ebenso wie ihre unterhaltsame Gestaltung des Abends verging die Zeit wie im Flug – und Nadine Schubert hinterließ so manchen nachdenklichen Zuhörer, der bereits auf dem Heimweg darüber brütete, wie er Plastik zukünftig soweit wie möglich aus seinem Leben verbannen könnte. Auch wir als Kollegium möchten uns gerne dieser Aufgabe annehmen und bedanken uns herzlich bei Frau Schubert für die Vielzahl der Anregungen, die sie uns im Rahmen ihres tollen Vortrags mit auf den Weg gab!

MerkenMerkenMerkenMerken