Leichenwagen, Sarg, Urnen, viel Infomaterial, zwei couragierte, lebensbejahende Bestatterinnen und anfangs aufgeregte, angespannte Neuntklässler – ein hautnahes Erlebnis!!!
… so könnte man schlagwortartig den Projekttag „Tod und Bestattung“ für alle neunten Klassen zusammenfassen, der am 24.10.2016 dank Frau Schuhmann, Mitinhaberin des Familienunternehmens „Hetterich Bestattungen“, sowie der geprüften Bestatterin Frau Kremer zum zweiten Mal in Folge an der WRS stattfinden konnte. Beide Damen verstanden es, dieses gesellschaftliche Tabuthema völlig unverkrampft und sehr anschaulich in jeweils zwei Unterrichtsstunden den Jugendlichen näher zu bringen. Das herbstlich-düstere Wetter wie die Nähe zu Allerheiligen, wo vielerorts der Gang der Familie auf den Friedhof Programm ist, boten den passenden Rahmen.
Neben der Beschäftigung aus Sicht der Lehrpläne der Fächer Religion und Ethik stand auch der fächerübergreifende Schwerpunkt der 9. Jahrgangsstufe „Berufliche Orientierung“ auf dem Programm.
Nach einem in dieses sensible Thema einführenden Film war dann doch relativ schnell der Bann gebrochen und die Schüler löcherten die beiden Expertinnen mit Fragen wie: Wie fühlen Sie sich, wenn Sie mit Toten zu tun haben? Werden Verstorbene generell geschminkt? Was passiert mit einem Toten, der keine Angehörigen hat? Welche Möglichkeiten bieten sich an, wenn Angehörige den Verstorbenen noch einmal sehen wollen, dieser aber durch einen Unfall oder ein Verbrechen entsprechend entstellt ist? Neben dem Einkommen eines Auszubildenden in diesem sehr komplexen Arbeitsfeld des Bestatters und dem Hinweis auf das Bundesausbildungszentrum in Münnerstadt, wo sich z. B. auch qualifizierte Kräfte aus China schulen lassen, wurden die verschiedenen Grabformen sowie Bestattungsarten, aber auch Trends für trauernde Angehörige wie Mini-Gedenkurnen oder auch Fingerabdruckschmuck vorgestellt.
Während Petra Schuhmann praktisch in diesen Beruf hineingeboren wurde, weil ihre Eltern ihn schon ausgeübt hätten, blickte Tanja Kremer auf eine Reihe an persönlichen Schicksalsschlägen zurück, wo ihr einmal z. B. nicht ermöglicht worden war, sich in jungen Jahren von einer geliebten Person zu verabschieden, oder einem anderen, plötzlich verstorbenen nahen Angehörigen nicht die Wertschätzung entgegen gebracht wurde, die sie sich aber für jeden Hinterbliebenen wünsche. Dies bestärkte sie darin, selbst die Initiative bzw. diesen Beruf zu ergreifen, trauernden Angehörigen einen schönen, individuellen Abschied zu ermöglichen, beispielsweise in den eigenen vier Wänden. Viele Schüler zeigten sich von diesen sehr persönlichen Ausführungen beeindruckt und bewegt.
Abgerundet wurde dieses Projekt durch Betrachten und Auseinandernehmen der mitgebrachten Urnen und dem Gang zum Leichenwagen. Dort durften die Neuntklässler einen Sarg nebst Deckengarnitur begutachten und sogar, um die Hemmschwelle gegenüber diesem Gegenstand zu verlieren, sich einmal in diesen setzen/legen, was aber äußerst zögerlich von den Schülern, genau genommen nur von einzelnen Mädchen, wahrgenommen wurde.
Autor: Corinna Hartwich-Beck