Als „Schule ohne Rassismus und Schule mit Courage“ liegt es der Schulfamilie der „Wallburg-Realschule“ immer wieder am Herzen, sich mit Werten wie Selbstachtung, Toleranz, Respekt oder Akzeptanz zu beschäftigen. Im Rahmen eines „Wertetages“ erlebte man nun einmal einen ganzen anderen Schultag mit Unterrichtsstunden und Workshops über Alltagssituationen, ein Theaterevent über „Liebe, Hass und Macht im World Wide Web“ und auch Informationen zum Umgang mit der Thematik „Coming Out“ oder „Vorbehalten und Vorurteilen“.
Verbindungslehrerin Corinna Hartwich-Beck hatte mit dem Courage-Team für die Schüler aller Klassen einen ganzen Tag für dieses große Thema organisiert, zu dem auch die Erziehungsberechtigten mit einem Elternbrief ausgiebig informiert wurden. Als „Fairtrade-Schule“ gehört es dabei für die 5. Klassen schon zur Tradition, sich in einem Workshop mit dem Thema „Fairtrade“ auseinanderzusetzen, in dem der Welthandel mit Fairtrade-Produkten, aber auch der Verkauf an der Schule erörtert wurden.
Auch Schüler waren aktiv mit eingeschaltet und das „Courage-Team“ mit Noah Hildenbrand, Carina Jedlitschka und Sophia Stappenbacher setzten sich mit den 6. Klassen mit Rassismus und Mobbing in Alltagssituationen oder Möglichkeiten von Zivilcourage auseinander und brachten dabei ihre eigenen Erfahrungen ein. Dazu zählten auch die Stichworte wie Homophobie oder der Umgang mit Behinderten.
Die Aula war bis auf den letzten Platz besetzt beim Theaterevent „Klick&Kill“, das von „Bühnengold“ aus Berlin auf die Bühne gebracht wurde und sich insbesondere mit Cybbermobbing und Medienkompetenz befasste, dem derzeit wohl größten Thema in der Schule. Als Prometheus den Menschen das Feuer gab, wollte er sie damit wärmen und ernähren. Dass eben dieses Feuer auch Macht hat und zerstören kann, hatte er nicht im Sinn. So ähnlich verhält es sich mit dem technischen Fortschritt im 21. Jahrhundert: Internet frei verfügbar, ständig aktuell und transparent weltweit.
Bei dem Theater sah man Sarah und Marco als Paar, was alle in der Schule und auch alle User ihrer Internetcommunity wussten. Die Chronik der beiden schmückten zahlreiche verliebte Fotos, Liebesschwüre und Herzen mit dem Beziehungsstatus: Voll verknallt. Doch am nächsten Tag schon tuschelt die ganze Schule, irgendetwas sei passiert. Ein Foto von Sarah in aufreizender Pose schmückt die Startseite im Netz. Sarah beschuldigt ihren Freund, doch der schwört, das Bild nicht hochgeladen zu haben.
Früher habe es noch „hänseln“ geheißen, aber Cybbermobbing stellt eine völlig neue Dimension von Gewalt dar. Diffamierungen, Bedrohungen, Bloßstellungen, Erpressungen sind die Folge der Anonymität im Netz. Es gibt keine Hemmschwelle, keine Scham, keine Grenzen und vor allem keine Fluchtmöglichkeit für das Opfer. Das erfuhren die Schüler aus dieser dramatischen Geschichte in der virtuellen Welt, die real unter die Haut ging und ein 30-minütiges Gespräch nach sich zog, wie man so etwas ändern könnte.
Für die 10. Klassen gab es das Schul- und Aufklärungsprojekt für Toleranz & Akzeptanz „Schwule & Lesben“ im Workshop zu den Themen „Homosexualität und geschlechtsspezifische Rollenbilder“ oder maskuline und feminine Züge. Darin machte man deutlich, dass es gerade für Jugendliche wichtig sei, sich mit ihrer eigenen Identität auseinanderzusetzen. Ein Teil dieser sei die sexuelle Orientierung. Homosexualität sei in der Schule oftmals noch ein Tabuthema, aber man wolle sich für Toleranz und Akzeptanz einsetzen. Dabei ging es auch darum soziale Rollen in Frage zu stellen, um Raum für persönliche Entfaltung zu schaffen. Das Thema „Homosexualität“ solle eben nicht nur in Form von Schimpfwörtern auf dem Schulhof präsent sein.
Vor dem Schulhaus stand das Infomobil „Kolping Roadshow Integration“, das niederschwellig rund um das Thema Flucht und Integration informierte, aber auch die Frage und den Umgang mit Vorbehalten aufwarf, was Heimat eigentlich bedeutet und wie es sich anfühle, seine Heimat verlassen zu müssen. Mit einem Welt-Puzzle wurde dabei sichtbar gemacht, woher Flüchtlinge stammen, am Kicker sah man wie über Sport oder ähnliche Dinge die Integration leichter gelingen. Sie sei nicht nur eine herausfordernde Aufgabe, sondern eine zwingende Notwendigkeit für die Zukunft Deutschlands.
Die Schüler erlebten damit ohne Zweifel einen sehr informativen, abwechslungsreichen Vormittag mit vielen neuen Impulsen , die sicherlich auch noch in einzelnen Fächern zur Sprache kommen und auch Hilfen für das eigene Leben gaben.
(gg)
Bild 1: Sarah und Marco von „Bühnengold“ Berlin bei ihrem Theater-Event über „Liebe, Hass und Macht im World Wide Web“.
Bild 2: Rund um das Infomobil „Roadshow Integration“ von Kolping ging es um Flucht und Migration oder auch die gelungene Integration am Kicker.
Bild 3: Im „Courage-Workshop“ behandelten die Schüler Alltagssituationen mir Rassismus und Mobbing.
Foto: Günther Geiling