Vom sonnendurchfluteten Kakaofeld zur verführerischen Köstlichkeit – auf faire Art und Weise

Vom sonnendurchfluteten Kakaofeld zur verführerischen Köstlichkeit – auf faire Art und Weise

Ich bin eine Tafel Schokolade – zartschmelzend, verführerisch und voller Geheimnisse. Am 27. März lag ich in den Händen von Frank Braun, Geschäftsführer der Firma Cawela, die Weltläden beliefert. Vor rund 600 Zuhörenden in der Aula der Wallburg-Realschule erlebte ich gespannt seinen Vortrag – eine Reise in meine eigene Geschichte. Doch zunächst zu mir: Ich stamme aus einer üppigen, smaragdgrünen Plantage in Westafrika, wo mächtige Kakaobäume ihre breiten Blätter unter der tropischen Sonne ausbreiten.

Meine Reise beginnt als winzige Kakaobohne – eine von sage und schreibe 500, die für eine einzige Tafel Schokolade benötigt werden. Geschickte Hände ernten die goldgelben Kakaoschoten, die stolz der Sonne entgegenwachsen. Dann beginnt die behutsame Trocknung unter der glühenden Sonne, bis meine Schale knistert und mein Innerstes voller intensiver Aromen ist.

Nun geschieht etwas Magisches: die Fermentation. Ohne diese mikrobiologische Verwandlung wäre ich ungenießbar! Gemeinsam mit anderen Bohnen werde ich in große Haufen oder Holzkisten geschüttet, wo Milchsäurebakterien und Hefen beginnen, meine süßliche Fruchthülle abzubauen. Unter luftdichter Abdeckung und warmen, feuchten Bedingungen entsteht meine typische Schokoladennote – ein Zusammenspiel chemischer Reaktionen, das meinen Geschmack verfeinert.

Wusstest du, dass Kakao nach Erdöl und Kaffee der meistgehandelte Rohstoff der Welt ist? Die Schülerinnen und Schüler der Wallburg-Realschule erfuhren in Herrn Brauns Vortrag viele spannende Fakten über meine „Biografie“. Leider schwankt mein Preis stark, da er an den Börsen in New York und London festgelegt wird – ein unfaires System, wenn man bedenkt, wie viel Arbeit in mir steckt! Außerdem gibt es zwar über fünf Millionen Kleinbauern, die Kakao anbauen, doch nur drei riesige Unternehmen – Mars, Mondelez und Ferrero – verarbeiten 50 % des weltweiten Kakaos. Sie bestimmen meinen Preis – oft zum Nachteil der Bauern.

Doch es gibt Hoffnung: Wenn ich Glück habe (denn nur 3 % der Schokolade stammen aus fairem Handel, so Herr Braun), wachse ich auf einer Fairtrade-zertifizierten Plantage. Dort sind Pestizide verboten, um die Arbeiter zu schützen. Sie erhalten bessere, stabile Preise und können mit dem Erlös nicht nur ihre Existenz sichern, sondern auch Gemeinschaftsprojekte finanzieren. Wusstest du übrigens, dass ein existenzsichernder Lohn höher ist als der gesetzliche Mindestlohn? Fairtrade bedeutet auch, dass die Arbeiter einen freien Tag pro Woche haben – ein Luxus, der im herkömmlichen Kakaoanbau oft fehlt.

Nach der Fermentation beginnt meine große Reise: In riesigen Säcken überquere ich auf Schiffen weite Ozeane, bis ich in einer fernen Schokoladenfabrik ankomme. Dort verwandle ich mich erneut: Die Bohnen werden geröstet, ihr köstliches Aroma entfaltet sich. Fein gemahlen und mit cremigem Milchpulver, körnigem Zucker und anderen verführerischen Zutaten vermischt, entstehe ich in einem glänzenden Mischer zu einer samtig-geschmeidigen Masse. Doch mein wahres Geheimnis liegt im „Conchieren“: Über Stunden hinweg werde ich gerührt, erwärmt und geknetet, bis ich seidig, vollmundig und perfekt schmelzend bin.

Schließlich fließe ich in meine Form, werde abgekühlt und bekomme mein festes, aber zart brechendes Wesen. Eingehüllt in schimmerndes Papier warte ich nun darauf, entdeckt, ausgepackt und genossen zu werden. Genau das geschah am Ende der interaktiven Präsentation von Frank Braun: Gemeinsam mit Elisabeth Müller-Förtsch vom Eltmanner Weltladen wanderte ich mitsamt vielen weiteren Schokoladentäfelchen in hungrige Schülerhände.

Und auch eine letzte Frage eines Schülers blieb nicht unbeantwortet: Kann faire Schokolade preislich mit herkömmlicher mithalten? Herr Braun erklärte, dass billig oft eine Illusion sei – auf Kosten der Qualität. Herkömmliche Schokolade enthält meist mehr Zucker und weniger Kakao. Ich bin also jeden Cent wert! Zudem gibt es mittlerweile Fairtrade-Schokolade in verschiedenen Preisklassen, sogar beim Discounter. Schließlich stellte er eine nachdenkliche Gegenfrage: Was wäre, wenn ich die Arbeit auf einer Kakaoplantage verrichten müsste? Zum Abschluss verwies er auf meinen gehypten „Kollegen“, die Dubai-Schokolade – für die Käufer bereit waren, 12 Euro zu zahlen.

Und ich? Ich hoffe, dass immer mehr Menschen den wahren Wert einer fairen Tafel Schokolade erkennen – denn Genuss sollte nicht auf Kosten anderer gehen. Ein süßer Gedanke, nicht wahr?

Susanne Müller & Kirsten Christiansen

faire Schulkleidung, die in mehrfacher Hinsicht überzeugt

faire Schulkleidung, die in mehrfacher Hinsicht überzeugt

Stanley und Stella, das sind nicht etwa zwei neue Mitschüler an der Wallburg-Realschule, sondern das ist die Fairtrade-Bekleidungsmarke, von der wir seit mehreren Jahren unserer Schulkleidung beziehen. Als Fairtrade-Schule war uns von Anfang an wichtig, dass die Shirts und Sweater nicht nur in Sachen Qualität überzeugen, sondern die Baumwoll-Bauern und Plantagen-Arbeiter auch einen gerechten Lohn für ihre Arbeit erhalten, der ihr Überleben sichert. So wird auch Kinderarbeit verhindert, denn oft dürfen die Kinder in den Anbaugebieten deshalb nicht die Schule besuchen, weil die Eltern ihre Arbeitskraft brauchen, um finanziell über die Runden zu kommen.

Unsere Schulshirts und -pullover sind von der Saat bis zum fertigen Kleidungsstück zurückverfolgbar. So lässt sich beispielsweise auch kontrollieren, dass die Organisationen vor Ort auf verlässliche, wertschätzende Art und Weise mit den Plantagen kooperieren, so wie Remei Tansania, das mit 2.000 Kleinbauern in der Region Simiyu zusammenarbeitet.

Die Baumwolle wird zu 100% biologisch angebaut; der geringe Polyester-Anteil an den Kleidungsstücken ist ausschließlich recycelter Kunststoff – dadurch erhalten ausgediente PET-Flaschen ein neues Leben.

Wählen konnte man auch diesmal wieder zwischen dem klassischen Schullogo und dem peppigen College-Look, außerdem zwischen T-Shirts, Sweatern, Hoodies und Taschen. 

Ein weiterer Pluspunkt unserer Schulkleidung ist die Farbwahl, denn die Farbpalette bietet neben „Klassikern“ wie Marineblau auch Trendfarben wie „Vintage White“ oder „Soft Rose“, wobei Blau- und Schwarztöne diesmal die Spitzenreiter waren.

In Sachen Bestellungen waren die „Chartstürmer“ in diesem Jahr übrigens die Klassen 5c und 5b, die sich ebenso wie alle anderen Schülerinnen und Schüler sehr über den Zuwachs für ihren Kleiderschrank freuten! 

– Susanne Müller und Kirsten Christiansen

Wallburg-Osterhase stattet der Eltmanner Tafel sowie dem CuraVivum einen Besuch ab

Wallburg-Osterhase stattet der Eltmanner Tafel sowie dem CuraVivum einen Besuch ab

Immer kurz vor Ostern werden die Mitglieder des Sozialen Arbeitskreises der Wallburg-Realschule aktiv, um ihre Mitschüler, aber auch das Lehrerkollegium dazu zu motivieren, etwas Geld zu spenden, damit die Kinder der Kunden des Eltmanner Tafelladens mit einer Kleinigkeit überrascht werden können. In diesem Jahr sammelten sie 444,22 €, womit für 95 „kleine“ Kunden Fairtrade-Ostermischungen sowie Fairtrade-Dip-Eier eingekauft, aber auch noch eine Reihe an Ausmalbüchern finanziert werden konnten.

Vorab hatte man bei Herrn Scheuring als Ansprechpartner der Tafel erfragt, was denn gewünscht werde, um bei den Präsenten auch richtig zu liegen. Am Donnerstag, den 14.03.2024 fand schließlich die österliche Übergabe vor dem Schulgebäude durch die Schulfamilie an Frau Lederer und Herrn Scheuring, die das vierköpfige Orga-Team der Haßfurter Außenstelle vertraten, statt, damit in der Folgewoche am Dienstag die Ausgabe an die Kinder und Jugendlichen als Einstimmung auch auf die bevorstehenden Osterferien durchgeführt werden konnte.

Doch auch die Senioren wie auch das Personal des CuraVivums, einer Einrichtung für Betreutes Wohnen und Tagespflege, sollten mit einem frühlingshaften Gruß beschenkt werden, weswegen im Rahmen eines nachmittäglichen Besuchs bei Kaffee, Kuchen, Spielen und Gesprächen am Dienstag, den 12.03.2024 tatsächlich alle Klienten wie auch Pflegekräfte mit selbstgebastelten Küken und Häschen inklusive Schoko-Eiern verwöhnt wurden. Dass die Mitglieder mit dieser Aktion 100%ig richtig gelegen hatten, konnte man an den Reaktionen der beschenkten älteren Herrschaften ablesen: Von vergossenen Tränen der Rührung, bewunderndem Beäugen der Bastelarbeiten über dem Verlangen, möglichst schnell an das im Inneren der Figur platzierte Schoko-Ei zu gelangen, bis hin zu Äußerungen wie „Wo hab ich denn jetzt meinen Geldbeutel? Das kann ich doch gar nicht so einfach annehmen“ war alles vertreten. Initiiert hatte das Ganze im Übrigen eine Schülerin des SozAKs, die letztlich mit Hilfe ihrer Mutter und ihrer älteren Schwester sage und schreibe 105 bezaubernde Tierchen produzierte. – Loreen, du bist unglaublich!

Autorin: Corinna Hartwich-Beck

Rosenhochzeit: 10 Jahre Fairtrade-School WRS Eltmann

Rosenhochzeit: 10 Jahre Fairtrade-School WRS Eltmann

Im September 2013 wurde die Wallburg-Realschule mit dem Titel Fairtrade-School ausgezeichnet und damit die 1. Fairtrade-Realschule in Unterfranken. 

Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 10-jährigen Titeljubiläum betonte Schulleiterin Manuela Küfner: „Dieses bedeutende Ereignis markiert eine Dekade engagierten Einsatzes für Nachhaltigkeit, soziale Verantwortung und bewusstem Handeln.‘‘ Besonders hervorzuheben ist dabei das Fairtrade-Schülerteam, das aus engagierten SchülerInnen der Wallburg-Realschule, (auch ehemaligen) Eltern, Lehrerinnen und Elisabeth Müller-Förtsch vom Weltladen Eltmann besteht. Das Team führt Workshops zum Thema „Fair Fashion“ oder „Fairer Kakaoanbau“ durch und bestückt den beliebten fairen Snackautomaten, macht mit verschiedenen Aktionen aufmerksam z. B. auf Kinderarbeit oder ungerechte Bezahlung und arbeitet mit der Fairtrade-Town Eltmann zusammen, so beispielsweise bei Verkaufsaktionen in der Schule oder beim Gestalten von Produktdesigns für den Weltladen. 

Im Rahmen dieser Jubiläumsfeierlichkeiten und der deutschlandweiten ,,fairen Woche’’ wurden zahlreiche Aktionen durchgeführt:

  • Die erste dieser Aktionen war der informative Vortrag am 29.09.2023 von Sabine Slawik, u. a. Vizepräsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbundes, zum Kleidungssiegel „Grüner Knopf“.  Anschaulich erläuterte sie, welche Probleme bei der herkömmlichen Kleidungsproduktion auftreten und weshalb der Grüne Knopf – zusammen mit dem Fairtrade-Siegel – ein sinnvolles Kennzeichen nachhaltig produzierter Kleidung sei. 
  • Darüber hinaus fand Anfang Oktober eine Ausstellung in der Aula statt, die sich den 17 Globalen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen widmet. Viele Klassen durchliefen diese v. a. im Geographie-Unterricht, lasen die Stelen aufmerksam und konnten schließlich die Quiz-Fragen erfolgreich beantworten, um den Lösungssatz zu entschlüsseln. Bisweilen wurde das Thema im Unterricht auch vorbereitet oder weitergeführt, beispielsweise durch Online-Quiz-Spiele, die die Lehrkräfte erstellt hatten, oder durch sich thematisch anschließende Unterrichtseinheiten wie das Upcyceln alter Stoffe zu Mode-Designs im Kunstunterricht.
  • Die Feierlichkeiten erreichten ihren Höhepunkt am Samstag, den 30. September 2023, mit einem Secondhandbasar, der in Zusammenarbeit mit der Mittelschule Eltmann stattfand. Hier hatten interessierte SchülerInnen und Schüler aus beiden Schulen die Gelegenheit, gebrauchte Kleidung, Spielsachen, Bücher und ebenso Ski- oder Snowboardkleidung an insgesamt 23 liebevoll dekorierten Ständen zu erwerben. Außerdem verkaufte das Fairtrade-Team in Kooperation mit dem Weltladen Eltmann diverse faire Produkte, von schicken Socken über die „Klassiker“ Tee und Kaffee bis hin zu Nüssen und sogar Seife.
  • Im Anschluss wurde der Produktverkauf in den Folgewochen in Lehrerzimmer und Aula fortgesetzt, wo hungrige Abnehmer sich über leckere Haselnusswaffeln oder getrocknete Mangos freuten.

Natürlich werden weitere Aktionen wie üblich im Verlauf des Jahres folgen, so beispielsweise ein gesundes und faires Frühstück bei der vom Kultusministerium ausgerufenen „Woche der Nachhaltigkeit und Gesundheit“ im Oktober oder eine neue Bestellrunde der fairen Schulkleidung im Dezember. Die Schüler und Schülerinnen dürfen gespannt sein, was sonst noch folgt, denn alles wird noch nicht verraten … . ☺

Susanne Müller und Kirsten Christiansen

Die Qual der Wahl: von karibischem Blau bis zu schickem Altrosa

Die Qual der Wahl: von karibischem Blau bis zu schickem Altrosa

– Sammelbestellung fairer Schulkleidung –

 

Ein voller Erfolg war auch in diesem Jahr die Sammelbestellung für Schulkleidung, die mit unserem Logo bedruckt ist – vier riesige Kartons, die das „Stanley/Stella“-Logo trugen, schleppte unser Hausmeister Mitte Februar ins Lehrerzimmer. Sogleich machten wir uns ans Verteilen der von der Produktionsfirma Fugamo wirklich erfreulich nachhaltig verpackten Kleidung: Die Rechnungen waren auf Umweltpapier gedruckt, eine Schnur aus naturbelassenem Material hielt sie und die georderte Klamotte zusammen. Beim Auspacken bewunderten wir die Farb- und Formenvielfalt und mutmaßten, welcher Schnitt und welcher Farbton wohl unser persönlicher Liebling wäre – das mintfarbene Caribbean Blue? Oder das Heather-Grau mit leicht roséfarbenem Einschlag? Groß war die Auswahl, was offenbar vor allem die „Kleinen“ zu schätzen wussten, denn sie bestellten am eifrigsten: Absoluter Spitzenreiter war die Klasse 5a, in der 17 Schüler oder Schülerinnen fleißig faire Kleidung bestellten! Aber auch die Klasse 5b stand der Klasse 5a kaum nach, denn sie erhielten ebenfalls einen ganzen Karton voller schicker Shirts, Hoodies und Jogginghosen von uns – Letztere waren übrigens diesmal die Renner, da man sie erstmals bestellen konnte. Hinzu kamen einzelne Kapuzenpullis und Turnbeuteln. Einen anderen Rekord stellten die 7c auf, in der eine Schülerin die meisten Teile orderte, nämlich sechs Kleidungsstücke auf einen Streich! Wir freuen uns sehr über eure rege Beteiligung! 😊

Aufgeräumt wurde nicht nur am Ende unserer Bestell- und Zustell-Aktion, sondern sollte man vielleicht auch einmal mehr in puncto Vorbehalte gegen faire Kleidung, denn diese sind leider noch weit verbreitet. Hier findet Ihr nun einige typische Vorurteile und unsere Antworten darauf:

Fairtrade gibt es nur für Lebensmittel, aber nicht für Kleidung.

Das Fairtrade-Siegel gibt es für alle Produkte, die nicht heimisch angebaut werden können und deren Anbau in ferner Ländern dann oft mit der Ausbeutung der Arbeiter dort einher geht. Das gilt auch für die Baumwolle, die für viele Kleidung benötigt wird – sie wird vor allem in Asien und Südamerika angebaut. Typische Probleme beim Anbau sind neben den üblichen zu niedrigen Löhnen z. B. die übermäßige und ungeschützte Anwendung von Chemikalien. Übrigens ist Baumwoll-Anbau sehr wasserintensiv (der WWF z. B. spricht von 11.000 Litern für eine Jeans und ein T-Shirt); gerade bei Kleidung wäre es also nachhaltig, sie lange zu tragen und wann immer möglich gebraucht zu (ver)kaufen. Neben der herkömmlichen blau-grün-schwarzen Figur tritt bei Kleidung das rote FairWear-Siegel auf: Während FairWear sich mehr für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und einer gerechten Entlohnung der Arbeitnehmer in der Bekleidungsindustrie einsetzt und dafür eher mit großen Marken zusammenarbeitet, stärkt Fairtrade kleine Produzenten entlang der Lieferkette. FairWear ist durchaus anspruchsvoll in den sozialen Zielen, ökologische Kriterien spielen (im Gegensatz zu Fairtrade) aber keine Rolle.

Fairtrade arbeitet doch mit Mengenausgleich. Das ist ja gar nicht wirklich fair.

Vorweg: Mengenausgleich bedeutet, dass die Hersteller faire mit normaler Ware mischen dürfen, sodass faire Produkte auch „unfaire“ Rohstoffe enthalten können und umgekehrt. Die Produzenten verpflichten sich aber genau so viel vom fairen Rohstoff einzukaufen, wie sie auch als „fair“ angepriesene Produkte an den Kunden verkaufen. Nur muss sich eben die fair eingekaufte Menge nicht zwangsläufig (vollständig) in genau dieser Packung finden. 

Ein großer Kritikpunkt am Fairtrade-Siegel ist grundsätzlich: Damit ein Produkt überhaupt das Fairtrade-Siegel erhält, muss es nicht zu 100% aus fair gehandelte Rohstoffe bestehen; es reichen normalerweise 20%. Tatsächlich mag man das als wenig ansehen – und natürlich ginge es besser. Wir sind der Meinung: Ein Fünftel fair produzierte Baumwolle ist definitiv besser als 0% bei herkömmlicher Kleidung. Und wer es strenger mag: Es gibt mittlerweile eine Reihe von (auch regionalen) Firmen, die einen höheren Anteil aus fairem Anbau verwenden – greife auch gerne da zu! Im Falle unserer Schulkleidung gilt, dass Stanley/Stella nachhaltige Rohstoffe (z. B. recycelte Bio-Baumwolle) verwendet und bei FairWear als „Leader“ zertifiziert ist, ein Titel, der besonders sozial verantwortungsvoll arbeitenden Firmen vorbehalten ist. 

Fairtrade-Kleidung ist zu teuer und es gibt sie zu selten.

Faire Kleidung ist – wie du an unseren immer wieder stattfindenden Sammelbestellungen siehst – mittlerweile relativ weit verbreitet. Es gibt regionale Läden in allen größeren Städten (z. B. Bamberg, Bayreuth), die ausschließlich faire Kleidung anbieten, außerdem sogar fair arbeitende Kleidungsmarken, die aus der Region kommen (z. B. Bleed aus Oberfranken). Wem das alles zu weit weg ist, findet günstige, unbedruckte Kleidung auch auf Internet-Seiten wie Grundstoff. Wenn dir Marken und Prints wichtig sind, probiere es doch mal mit Second-Hand-Kleidung – auch hier existieren mittlerweile viele Plattformen u. a. im Internet (z. B. Ebay Kleinanzeigen, Vinted).

Ich bin ja nur ein Einzelner, ich kann doch nichts erreichen.

Rund 80 Millionen Menschen leben alleine in Deutschland. Wenn jeder von ihnen versuchen würde, seinen Lebensstil ein bisschen nachhaltiger zu gestalten, ließe sich vieles auf der Welt verbessern, denn: Laut dem Webportal Statistica gaben die Deutschen 2019 rund 65 Milliarden Euro (nur in diesem Jahr) für Kleidung aus. Dein Kassenzettel ist dein Stimmzettel – bei jedem Kauf. Das heißt: Jedes Mal, bei jedem Einkauf, kannst du dich bewusst für oder gegen Kinderarbeit, existenzsichernde Löhne, Sozialleistungen wie Krankengeld und Rente einsetzen. Damit kannst du auch ein deutliches Signal setzen in Richtung der Politik und zeigen, was dir wichtig ist.

Mein Shirt hat zwar kein Fairtrade-Siegel, aber Oeko-Tex und Bio, das ist doch auch gut!

Bei Oeko-Tex gibt es keine Sozialstandards, die den Arbeitern z. B. einen sicheren Lohn bieten. Auch ist es trotz des Wortes „Öko“ kein Bio-Siegel, d. h. die Baumwolle stammt aus herkömmlichem Anbau. Der Herstellungsprozess wird gar nicht kontrolliert, sondern nur das Produkt, nämlich auf Schadstoffarmut.

Ein Bio-Siegel (sofern es eines ist, siehe Oeko-Tex – denn nicht jedes grüne Siegel mit einer Pflanze im Logo steht für biologischen Anbau) garantiert einen umweltschonenden Anbau. Tatsächlich trägt Fairtrade-zertifizierte Kleidung zwar oft auch ein Bio-Siegel, dieses ist aber nicht an das Fairtrade-Siegel gekoppelt. Insofern wäre es sinnvoll, neben dem Fairtrade-Etikett auch nach einem Bio-Siegel darauf zu suchen. Übrigens: Die für unsere Schulkleidung verwendeten Modelle von Stanley/Stella sind allesamt Bio-zertifiziert.

Wir hoffen, damit einmal mehr Überzeugungsarbeit geleistet zu haben für faire Kleidung. Denn: Auch wenn nur ein Kind mehr durch gekaufte Fairtrade-Kleidung zur Schule gehen kann und nicht arbeiten muss, ist doch schon viel gewonnen. Nachdem bereits beim Austeilen der tollen Shirts Nachfragen kamen (mit leicht neidischem Blick auf die glücklichen MitschülerInnen), ob man denn jetzt auch noch bestellen könne, werden wir sicher allerspätestens im nächsten Schuljahr nochmal eine Bestell-Aktion durchführen. Bis dahin kann man vielleicht ein gebrauchtes Shirt von einem Mitschüler kaufen, der diesem entwachsen ist? 

Wir danken Euch allen für Eure umfangreiche Beteiligung und wünschen Euch viel Freude an Eurer Schulkleidung! 

– Autorinnen: Susanne Müller & Kirsten Christiansen

Ho ho ho!

Ho ho ho!

Hoffend auf viel Kundschaft platzierte sich ein tapferes und fleißiges Grüppchen von Fairtrade-begeisterten Schülern aus der Klasse 7b am 16. und 17.12. in der ersten Pause in unserer Aula, um rechtzeitig vor Weihnachten faire Produkte aus dem Weltladen Eltmann an den Mann oder die Frau zu bringen. 

Rechtzeitig vor der Verkaufsaktion hatte das Grüppchen aus vier Schülern mittels einer Durchsage für ihre Aktion geworben, was sich zusätzlich zu dem vorab versandten Elternbrief im wahrsten Sinn des Wortes auszahlte: An beiden Tagen nahmen wir 229,00Euro durch den Verkauf von Kaffee, Schokolade, schokolierten Früchten, Tee, aber auch Seife oder Weihnachtsschmuck ein. 

Unsere Helfer zeigten sich dabei wirklich auf Zack, bedienten zuvorkommend (es gab einen gratis Fairtrade-Jutebeutel zum Einkauf dazu), rechneten die Beträge blitzschnell im Kopf zusammen und waren auch sonst mit Feuereifer dabei – hier muss der ganzen Klasse 7b ein Lob ausgesprochen werden, da sich dreimal so viele Freiwillige für die Aktion gemeldet hatten, als wir benötigten, und das, obwohl die Schüler ihre Pause opfern mussten! 

So konnten wir eine Fairtrade-Tradition trotz Corona auch in diesem Schuljahr erfolgreich durchführen – nicht zuletzt prägten die einleitenden Worte der Werbe-Durchsage für den Verkauf (siehe Überschrift 😉) auch noch einen Ohrwurm, der uns den ganzen Tag über immer mal wieder aus unterschiedlichsten Ecken des Schulhauses entgegenschallte und so auf seine ganz eigene Art auch Weihnachtsstimmung verbreitete! 

Vielen Dank an Julian P., Tim R., Olaf I. und Kilian B. für eure Unterstützung!

– Susanne Müller & Kirsten Christiansen