Mit Herz und Hands-on – Unser Sozialer Arbeitskreis erlebt Inklusion zum Anfassen
Schon der Beginn war außergewöhnlich: Marcel, ein junger Mann mit Downsyndrom, stellte sich selbst vor – mit einer beeindruckenden Mischung aus Humor, Offenheit und Mut. Dabei forderte er die Schüler dazu auf, einzuschätzen, welche Freizeitaktivitäten er wohl schon erlebt habe: Fallschirmsprung? Sprung vom Zehn-Meter-Brett? Ballonfahrt? Yoga-Kurs? Die Überraschung war groß, als sich herausstellte: Marcel hat tatsächlich alles ausprobiert! Seine Botschaft war klar – und sie traf mitten ins Herz: Wir alle haben unsere Stärken, unsere Träume, unsere Grenzen. Darum appellierte Marcel abschließend auch nochmals daran, ihn so zu akzeptieren, wie er ist, während Bildungsbegleiter Stefan Hömer herausstellte, dass jeder, nicht nur Menschen mit Handicap, Einschränkungen kennen, was er beispielsweise an seiner eigenen Altersweitsicht verdeutlichte.
Ebenso kurzweilig, unterhaltsam und anschaulich stellte anschließend Stefan Hömer die Werkstatt mit den Standorten Sennfeld (inklusive Förderstätte) und Allmishalle sowie die Außengruppen bei ZF Aftermarket und Kühne vor. Neben einem kleinen Imagefilm wirkte ebenso das Kunstprojekt seiner Tochter Jule, einer ehemaligen Wallburg-Realschülerin und SozAKlerin, das in Kooperation mit Fußballspielern der Einrichtung entstanden war, bei allen Anwesenden nach. Dessen Titel „Unschlagbare Freude“ spiegelte genau das wider, was unsere Schüler an diesem Tag erlebten: Freude, die ansteckt, verbindet und inspiriert. Im Rahmen der Berufsorientierung wurde schnell klar, welch vielfältige Möglichkeiten die Werkstätten der Lebenshilfe in Sennfeld bieten – von handwerklichen über pädagogische bis hin zu kreativen Tätigkeiten. Auch Quereinsteiger, etwa aus dem Handwerk, seien willkommen.
Nach einer kleinen Frühstückspause hieß es, mit anzupacken. Unsere Schüler verteilten sich auf verschiedene Tätigkeitsfelder – Schreinerei, Schlosserei, Montage, Küche und den Beruhigten Bereich oder waren dabei eingebunden, kleine Giveaways für uns alle zu gestalten. Von Anfang an stimmte die Chemie zwischen den Beschäftigten und unseren SozAKlern: Gemeinsam wurde verpackt, etikettiert, geschraubt, gelötet, eine große Anzahl an Engelsflügeln gebastelt usw., aber auch das Wiedersehen mit einigen inzwischen bekannten Gesichtern gefeiert. Beim Mittagessen in der Cafeteria herrschte ausgelassene Stimmung, denn alle lobten die leckeren Gerichte, während sie von ihren ganz persönlichen Eindrücken des Vormittags den anderen berichteten. Mitarbeiterin Corina Holzinger überraschte die Anwesenden auch noch mit ihrer Nachspeise „Vanilleeis mit heißen Kirschen und Schoki“, sodass alle gestärkt und motiviert nochmals in ihre Arbeitsgruppen wechselten. Auch in diesem Jahr blieb es nicht aus, dass der eine oder andere Mitarbeiter wünschte, dass wir auch in den nächsten Tagen noch hier zur Arbeit erscheinen sollten, da doch alles so gut gemeinsam funktioniere.
Nachdem sich unsere Schüler von ihren Arbeitsgruppen verabschiedet hatten, versammelten wir uns nochmals in der Cafeteria zu einer kleinen Feedbackrunde. Hier stellte der Werkstattleiter Günter Scheuring eindringlich sein Ziel eines derartigen Projekttages heraus: „Mir ist wichtig, dass man allen Menschen auf Augenhöhe begegnet und sich nicht vorschnell ein Urteil bildet.“ Passend dazu erhielten wir alle – Lehrkräfte wie SozAKler – einen selbst gestalteten Bilderrahmen mit eigenem Portrait – als Symbol dafür, sich ein eigenes Bild zu machen, von anderen und vielleicht auch von sich selbst, wie es Stefan Hömer treffend auf den Punkt brachte.
Vor Antritt der Heimreise durfte natürlich ein Abstecher in den beliebten Sennshop nicht fehlen – mit seinen handgefertigten Dekoartikeln, Spielen, Karten und kleinen Schätzen, die bereits auf die Vorweihnachtszeit einstimmten.
Der herzliche Empfang, die Offenheit der Mitarbeitenden, das Wiedersehen mit vertrauten Gesichtern aus der langjährigen Kooperation – all das ließ unsere Schüler, aber auch uns begleitenden Lehrkräfte (Frau Türk, Herrn Nguyen, Frau Hartwich-Beck) spüren, was wirklich zählt: Wertschätzung, Miteinander, Freude am Leben.
Ein herzliches Dankeschön gilt der Lebenshilfe Sennfeld – allen voran Herrn Scheuring, den Bildungsbegleitern Stefan Hömer und Christian Zimmermann sowie Corina Holzinger vom Fachdienst – für ihre Aufgeschlossenheit, die wertvollen Einblicke und die wunderbare Gastfreundschaft – und dafür, dass sie unseren SozAKlern einmal mehr gezeigt hat, was es bedeutet, Menschen wirklich auf Augenhöhe zu begegnen.
Corinna Hartwich-Beck



